13. DEZEMBER 2023

Phänomen Bruxismus: das steckt dahinter

Bruxismus

Bruxismus sagt dir erstmal nichts? Dabei ist das Zähneknirschen im Schlaf ein weit verbreitetes Phänomen, dass auch dich betreffen könnte. Aber wie merkst du, dass du nachts mit den Zähnen mahlst, wenn du es während des Schlafs selbst nicht mitbekommst? Welche Anzeichen auf Bruxismus schliessen lassen und was du dagegen tun kannst, um wieder entspannte Nächte zu geniessen.

 

Was ist Bruxismus?

Ein komplizierter Name für ein gängiges Phänomen: Bruxismus betrifft mehr Menschen, als man sich zunächst vorstellt. Aber wofür steht nun dieser Fachbegriff? Das Wort Bruxismus leitet sich von dem altgriechischen Wort brygmos ab, was mit ‚Knirschen‘ übersetzt werden kann. Und tatsächlich ist das nächtliche Zähneknirschen das vorherrschende Symptom bei Bruxismus. Die Betroffenen pressen nachts während des Schlafs ihre Schneide- und Mahlzähne aufeinander und produzieren dadurch knirschende Geräusche. Das Tückische: Einzelschläfer bekommen meist überhaupt nicht mit, dass sie nachts mit den Zähnen mahlen. Da haben es Menschen, die mit ihrem Partner im selben Bett übernachten, schon leichter. Dieser kann sie nämlich auf das Problem aufmerksam machen. Das Zähnemahlen im Schlaf gilt als eine Form der Schlafstörung, die sich in Verhaltensauffälligkeiten während des Schlafs zeigt (Parasomnie). In Ausnamefällen kann das Zähneknirschen auch tagsüber auftreten, doch dieser Wachbruxismus ist relativ selten.

 

kieferschmerzen

Ist Bruxismus gefährlich?

Klingt Bruxismus für dich auf den ersten Blick harmlos? Im Vergleich zu anderen Schlafproblemen scheint das nächtliche Zähneknirschen nichts weiter als eine Marotte zu sein, mit der du lediglich deinen Bettpartner weckst. Doch Bruxismus kann gravierende Folgen für dein Wohlbefinden haben. Denn die beim nächtlichen Zähneknirschen entstehenden Druckkräfte sind mitunter so gewaltig, dass sie den üblichen Kaudruck bei weitem überschreiten. Dies kann zu schweren Schäden an der Zahnsubstanz führen, was im schlimmsten Fall Zahnverlust bedeutet. Oft ist es übrigens der Zahnarzt, der bei einer Routineuntersuchung die Diagnose Bruxismus stellt: Die Schleifspuren an den Zähnen der Betroffenen oder eine vergösserte Kaumuskulatur liefern ihm den entscheidenden Hinweis. Wenn du Symptome wie Kopfschmerzen am Morgen, Kieferschmerzen oder Verspannungen im Nackenbereich bemerkst, könnten diese Indikatoren dafür sein, dass du nachts mit den Zähnen knirschst. Auch hier kann ein Besuch beim Zahnarzt dir Gewissheit vermitteln.

Wer ist von Bruxismus betroffen?

Hättest du gedacht, dass fast alle Erwachsenen Abschleifspuren an ihren Zähnen aufweisen, die durch Zähneknirschen entstanden sind? Wenn Bruxismus nur gelegentlich auftritt, ist dies jedoch kein Grund zur Panik. Besonders in sehr stressigen Phasen neigen Menschen dazu, im Schlaf vorübergehend mit den Zähnen zu knirschen. Auch wenn Bruxismus alle Bevölkerungsgruppen betrifft, machen die Mehrzahl der Patienten Frauen und Kinder aus. Wenn du bei einem deiner Liebsten nächtliche Kaugeräusche bemerkst, solltest du den Betroffenen unbedingt darauf hinweisen. Wenn rechtzeitig ein Zahnmediziner kontaktiert wird, kann in vielen Fällen ein späterer Zahnschaden erfolgreich verhindert werden. Viele frisch gebackene Eltern machen sich Sorgen, wenn ihr Baby plötzlich mit den Zähnen zu knirschen anfängt. Hier können wir Entwarnung geben: Dieser Prozess hängt mit dem Einwachsen der Milchzähne zusammen und das Zähneknirschen erlaubt dem Kind, die Milchzähne aufeinander einzuschleifen. 

Welche Ursachen stecken hinter dem Zähneknirschen?

Kann Zähneknirschen im Schlaf beim Stressabbau helfen? Tatsächlich zählen Nervosität und Stress zu einer der häufigsten Ursachen für Bruxismus. Durch das Mahlen mit den Zähnen versuchen die Betroffenen unbewusst, ihre Anspannungslevel zu reduzieren. Wenn wir kauen, sinkt nämlich der Spiegel des Stresshormons Cortisol in unserem Blut. Daneben kann das Zähnemahlen durch Alkoholkonsum, spezielle Medikamente oder Atmungsstörungen ausgelöst werden. Wenn du zum Zähneknirschen neigst, solltest du das Glas Rotwein am Abend lieber durch eine Tasse Tee oder einen koffeinfreien Schlummertrunk ersetzen. Diese kleine Änderung in deiner Schlafroutine könnte bereits dazu beitragen, dass das nächtliche Zähneknirschen nachlässt. 

 

stress


Manchmal ist die Ursache dagegen am Gebiss selbst zu finden. Zahnfehlstellungen können den Zusammenbiss von Ober- und Unterkiefer behindern und die nächtlichen Kaugeräusche fördern. Schlechtsitzender Zahnersatz ist ein weiterer Übeltäter. Inwieweit auch eine genetische Veranlagung in Betracht kommt, muss noch weiter erforscht werden. 

Was kann ich tun, um wieder entspannt zu schlafen?

Bislang existiert keine spezielle Therapie für Bruxismus-Betroffene. Jedoch kannst du als Patient einiges dafür tun, um deine Beschwerden zu lindern. In einigen Fällen verschwinden die nächtlichen Kaugeräusche sogar ganz, nachdem du geeignete Massnahmen einleitest. Diese Tipps gegen Bruxismus verhelfen dir zu einer entspannten Nachtruhe und können Folgeschäden eindämmen:

  • Der wichtige Ratschlag zuerst: Frag deinen Zahnarzt nach einer Schienentherapie. Um deine Zähne vor Folgeschäden zu bewahren, kann er dir eine spezielle Aufbissschiene anfertigen, die du während der Nacht trägst. So werden deine Zähne vor weiterem Abschleifen geschützt.
beiss-schiene zahnarzt

 

  • Auch wenn viele zu Genussmitteln wie Alkohol greifen, um besser einzuschlafen, vermeide alkoholisierte Getränke am Abend. Sie fördern einen unruhigen Schlaf, was Bruxismus begünstigen kann.  Stattdessen darfst du dir gerne einen entspannenden Schlummertrunk zubereiten wie eine heisse Milch mit Honig, die nachweislich das Einschlafen fördert.
  • Schläfst du am liebsten auf dem Bauch? Diese Schlafposition fördert leider das Zähneknirschen im Schlaf, da der Unterkiefer hierbei stark nach vorne rutscht. Das Drehen des Kopfes zur Seite strapaziert ausserdem den Kiefer und kann unangenehme Verspannungsschmerzen im Bereich der Halswirbelsäule nach sich ziehen. Für eine bessere Zahngesundheit und weniger Schulter- und Nackenschmerzen könnte es sich lohnen, zur Seiten- oder Rückenlage zu wechseln.
  • Kiefermassagen und Wärmebehandlungen sind geeignete Massnahmen, um eine angespannte Kiefermuskulatur zu entspannen. Eine entspannte Muskulatur wiederum macht es unwahrscheinlicher, dass du im Schlaf mit den Zähnen mahlst.
  • Es klingt zwar einfach daher gesagt, aber versuche deinen Stress so gut es geht zu reduzieren. Wenn du in deinem Alltag ständig unter Hochspannung stehst, förderst du das nächtliche Zähneknirschen.
  • Entspannende Schlafrituale wie Meditationsverfahren, Progressive Muskelrelaxion oder Yoga vor dem Einschlafen können effektiv gegen Bruxismus sein, da sie deinen Körper in einen wohltuenden Entspannungszustand versetzen.

 

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