24. NOVEMBER 2022

Phänomen Gähnen: was steckt dahinter?

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Gähnen ist weitaus mehr als ein Zeichen von Müdigkeit. Auch wenn du unter Stress stehst, dich stark konzentrieren musst oder jemand anderen gähnen siehst, wird der Reflex ausgelöst. Doch was genau bezweckt dein Körper damit? Erfahre jetzt, warum eine erhöhte Sauerstoffaufnahme dabei eine Rolle spielt und wie der Gähnreflex einem müden Gehirn wieder auf die Sprünge hilft. 

 

Warum gähnen wir?

Unerwartet einmal tief – und oft geräuschvoll – Luft einziehen und wieder ausstossen, so überkommt uns das Gähnen. Bei der Reflexreaktion nimmt dein Körper die Zügel in die Hand, auch wenn wir aus sozialen Gründen ein Gähnen in vielen Situationen zu unterdrücken versuchen, um nicht unhöflich zu erscheinen. Aber wodurch wird der Reflex ausgelöst? Gähnen wir nur dann, wenn wir besonders müde sind? Dieses Gerücht hält sich jedenfalls nach wie vor hartnäckig. Wer gähnt, gehört ins Bett geschickt – vom Kleinkind bis zum überarbeiteten Erwachsenen. Aber wenn du dich einmal genau beobachtest, geht dir auf, dass Gähnen nicht immer auf Müdigkeit hinweisen muss. Wie sonst würdest du dir den Reflex erklären, dass du morgens nach einer wohltuenden Portion Schlaf plötzlich zu gähnen beginnst?

  

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Da wir beim Gähnen eine grössere Menge Sauerstoff aufnehmen, haben Forscher lange angenommen, dass der Körper mit dem Reflex auf einen Sauerstoffmangel im Gehirn reagiert. Denkt man diesen Ansatz weiter, so würde sich das Fehlen von Sauerstoff auf unser Müdigkeitslevel auswirken: Das Gähnen würde uns demnach erlauben, gegen die Müdigkeit anzukämpfen. Klingt für dich nicht einleuchtend? Die These gilt inzwischen auch unter Wissenschaftlern als überholt. Stattdessen konzentrieren sich die Forscher heute darauf, einen Zusammenhang zwischen Gähnen und unserer Leistungsfähigkeit herzustellen. Einige Wissenschaftler nehmen an, dass Gähnen die Blutzirkulation im Gehirn anregt und uns wieder „frisch im Kopf“ macht. Trotz der vielen Theorien gibt es bis heute jedoch immer noch keine zufriedenstellende Antwort, warum wir gähnen.  

Weshalb ist Gähnen so ansteckend?

Gähnen ist wie ein hartnäckiger Virus: Gähnt jemand in deinem Umfeld, wirst auch du davon angesteckt – und alle anderen Umstehenden. Übrigens ist es dabei egal, ob du eine emotionale Verbindung zu der gähnenden Person spürst, es sich beispielsweise um einen Freund oder ein Familienmitglied handelt oder um einen Fremden. Denn obwohl du bei deinen Lieben noch öfter mitgähnst, überkommt dich auch bei fremden Menschen reflexartig der Drang, mitzumachen. Und das ist noch nicht alles: Selbst Tiere beim Gähnen zu beobachten, kann dich dazu motivieren, es ihnen gleichzutun. Sogar das blosse Denken ans Gähnen kann gähnen auslösen. Wetten, dass du diesen Artikel nicht zu Ende lesen kannst, ohne mindestes einmal herzhaft zu gähnen? 

 

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Warum gähnen wir mit anderen mit?

Der Ansteckungs-Effekt des Gähnens ist auf bestimmte Neuronen in unserem Gehirn zurückzuführen. Bei den sogenannten Spiegelneuronen handelt es sich um Nervenzellen, die uns erlauben, das Verhalten unseres Gegenübers besser zu verstehen. Oft kommt es dabei dazu, dass wir das Verhalten unbewusst imitieren, während wir uns noch im Prozess des Verstehens befinden. 

Dieses starke Imitationsverhalten tritt nicht nur beim Gähnen auf. Feinfühlige Menschen erleben dasselbe Phänomen auch, wenn sie einen Mitmenschen weinen oder lachen sehen. Im Endeffekt ist   

das Mitgähnen also ein Empathiebeweis: Wer sich von seinen gähnenden Mitmenschen anstecken lässt, besitzt eine ordentliche Portion Empathie.  

Was kann man gegen ständiges Gähnen tun?

Hin und wieder zu gähnen, ist ganz normal und nicht besorgniserregend. Musst du jedoch immer wieder gähnen und das über einen längeren Zeitraum hinweg, kann dies ein Signal deines Körpers sein, dass dir etwas fehlt. 

Ständiges Gähnen kann auf hohe Müdigkeit hinweisen. Du solltest daher darauf achten, dass du ausreichend Erholung bekommst und sich dein Körper gut regenerieren kann. Zu wenig oder schlechter Schlaf macht sich neben dem Gähnen oft auch durch andere Anzeichen bemerkbar, wie etwa Kopfschmerzen, Unkonzentriertheit oder ein allgemeines Gefühl der Antriebslosigkeit.  

Auch Eisenmangel kann ständige Müdigkeit und häufiges Gähnen auslösen. Wenn du merkst, dass die Ausdauer, Kraft und Konzentration fehlen, kannst du möglicherweise mit eisenhaltigen Lebensmitteln entgegenwirken – am besten in Kombination mit Lebensmitteln, die viel Vitamin C enthalten, denn dadurch kann der Körper das Eisen leichter aufnehmen. 

 

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Auch zu wenig Bewegung oder eine zu geringe Trinkmenge können sich durch ständiges Gähnen äussern. Achte darauf, täglich etwa zwei Liter zu trinken, am besten Wasser. So unterstützt du einen ausgeglichenen Energiehaushalt und fühlst dich weniger schnell erschöpft. Bewegung bringt dich im wahrsten Sinne des Wortes in Schwung – und vertreibt den Drang zu gähnen. 

 

 

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