1. DEZEMBER 2020

Weihnachtsbräuche aus aller Welt

Weihnachtsbräuche

Ohne Weihnachtsbräuche wäre die besinnliche Adventszeit nur halb so schön, oder? Doch wie wird Weihnachten eigentlich in anderen Ländern gefeiert? Auch wenn beim Fest der Liebe überall auf der Welt Gemeinschaft und oft die Familie besonders im Vordergrund stehen, könnten einige Weihnachtstraditionen nicht unterschiedlicher sein. Wir zeigen euch, warum ein dekorierter Tannenbaum mit Geschenken darunter nicht überall zur Einrichtung gehört, und wieso mancherorts eine fruchtige Erdbeertorte und ein Besuch im Fastfood-Restaurant das Sinnbild eines gelungenen Weihnachtsfests darstellen.

 

Weihnachtsbräuche in Spanien und Katalonien – Ein Holzblock, der Geschenke aus dem Hintern zaubert

Kurios geht es zu bei den Weihnachtsbräuchen in Katalonien. Denn statt einer prächtigen, geschmückten Weihnachtstanne gibt es hier nur einen Holzblock. Doch Tió de Nadal, wie dieses Stück Holz genannt wird, hält einige Überraschungen bereit. Bis zum Weihnachtsabend wird der Gute von der Familie liebevoll gepflegt, er wird mit leckerem Essen versorgt und sogar in eine kuschelige Decke gewickelt. Doch an Heiligabend ist es mit der harmonischen Eintracht vorbei, denn dann wird der kleine Holzstamm ins Feuer geworfen und muss ordentlich Prügel beziehen. Der Sinn und Zweck dahinter? Tió soll Geschenke und Süssigkeiten aus seinem Hintern zaubern, weshalb er auch liebevoll Cago Tió, also scheissender Tió, genannt wird.

Doch Spanien hat noch mehr in Sachen Weihnachtsbräuche in Petto, neben Tió gibt es nämlich auch noch El Gordo, den Fetten. Dabei handelt es sich nicht etwa um eine Bezeichnung für den Weihnachtsmann, sondern um die grösste Geldsumme des Jahres, die traditionell an Weihnachten im spanischen Lotto ausgegeben wird. Damit es auch bei der Lotterie so richtig weihnachtlich zugeht, gibt es eine Besonderheit bei der Ziehung der Gewinnzahlen: Denn die Lottozahlen werden von einem Chor aus 22 Schulkindern gesungen.

Weihnachtsbräuche in Japan – Frittiertes Hühnchen trifft auf Beethoven

In einem traditionell buddhistisch und schintoistisch geprägten Land sollte Weihnachten eigentlich keine besondere Rolle spielen – tut es aber doch! Durch den kulturellen Einfluss der USA sind Weihnachtsbräuche wie das Austauschen von Geschenken und das Versenden von Weihnachtskarten auch im Land der aufgehenden Sonne populär geworden. Doch das oftmals für seine skurrilen Gepflogenheiten bekannte Japan hat daneben noch seine ganz eigenen Weihnachtstraditionen entwickelt. Mit Religion hat das Fest der Liebe in Japan aufgrund des verschwindend geringen Anteils von Christen an der Gesamtbevölkerung nichts zu tun. Aber der Liebesaspekt erfreut sich dafür einer besonderen Akzentuierung, in Japan ist der Weihnachtsabend nämlich für den Partner oder die Partnerin reserviert und romantische Dates zu zweit sind an der Tagesordnung. Besonders beliebt als Datingkulisse sind jedoch nicht gehobene Restaurants mit edlem Ambiente, dafür ist ein Tisch bei der amerikanischen Fastfood-Kette Kentucky Fried Chicken umso begehrter. Der weihnachtliche Appetit der Japaner auf frittiertes Hühnchen lässt sich durch eine clevere Marketingkampagne aus den 70ern erklären, in der KFC sein kulinarisches Markenzeichen erfolgreich als schnelle und günstige Truthahn-Alternative anpries.

Erdbeer-Kuchen


 
Die zuckrige Ergänzung zum deftigen Fried Chicken ist jedoch kein klassisches Weihnachtsgebäck wie Lebkuchen oder Christstollen. Stattdessen hat sich mit dem sogenannten Christmas Cake ein fruchtiger Erdbeer-Biskuitkuchen als süsse weihnachtliche Verführung etabliert. Doch die kuriosen Weihnachtsbräuche in Japan hören an dieser Stelle noch nicht auf – zum Schmunzeln bringen dürfte einen auch die Musikauswahl. Denn Chöre aus ganz Japan singen an Weihnachten nicht etwa auf Japanisch, sondern auf Deutsch, und zwar die Ode an die Freude aus Beethovens Neunter Symphonie! Die Geschichte dahinter ist allerdings nicht ganz mit dem weihnachtlichen Geist der Besinnlichkeit vereinbar, denn es waren zuerst deutsche Kriegsgefangene, die das Lied an Weihnachten sangen und so ihre Sehnsucht nach der Heimat zum Ausdruck brachten.

Weihnachtsbräuche in der Ukraine – Warum die Ukrainer „spinnen“

Die krabbeligen achtäugigen Tierchen werden von vielen gefürchtet und gelten nicht gerade als Ehrengäste zum Fest der Liebe. Doch ukrainische Weihnachtsbräuche machen die Spinne zum Star und so dekorieren die Ukrainer fleissig ihre Tannenbäume mit Spinnweben. Allerdings benutzt man dafür keine echten, lediglich Ornamente, die diesen nachempfunden sind. Das Ganze mag etwas ungewöhnlich anmuten, geht aber auf eine alte Geschichte zurück: Man erzählt sich, dass eine arme Frau, die sich keinen Schmuck für ihren Baum leisten konnte, zur Weihnachtszeit unerwartete Hilfe aus dem Tierreich bekam. Denn als sie am nächsten Morgen erwachte, hatten Spinnen ihren Baum mit Spinnweben übersät, die im Sonnenlicht wunderschön glitzerten. Findet sich heutzutage übrigens ein echtes Spinnennetz am Weihnachtsbaum, gilt das nicht nur in der Ukraine, sondern beispielsweise auch in Polen als wahres Glückszeichen. Zeit also, die eigene Spinnenphobie zu überdenken!

Weihnachtsbrauch Ukraine

Weihnachtsbräuche in Island – Eine gefrässige Monsterkatze und dreizehn Weihnachtstrolle

Wenn ein Weihnachtsmann dir nicht genug ist, solltest du vielleicht ernsthaft über einen Umzug nach Island nachdenken. 😉 Denn isländischen Weihnachtsbräuchen zufolge gibt es ganze dreizehn Jólasveinar. Diese Weihnachtstrolle, allesamt Söhne einer Riesin, besuchen die Menschen ab dem 12. Dezember in ihren Häusern und sorgen für mächtig Trubel. Sie sind nämlich nach ihren Ungezogenheiten benannt. So versucht beispielsweise der Kerzenklauer Kertasníkir, die Lichter vom Tannenbaum zu stehlen, und Hurðaskellir, der Türzuschläger, knallt gerne mal mit den Türen. Doch die Jungs treiben nicht nur Schabernack, sondern verteilen auch Geschenke. Isländische Kinder stellen deshalb jeden Abend ihre Stiefel vors Fenster und hoffen darauf, mit Süssigkeiten belohnt zu werden. Für kleine Rabauken gibt es statt der ersehnten Naschereien allerdings auch mal eine alte Kartoffel als Warnung, damit sie nächstes Jahr schön brav sind. Und brav sollte man besser sein in Island, denn sonst kommt die Weihnachtskatze Jólakötturinn, zu deren Leibgerichten ungezogene Kinder gehören, die ihre Pflichten nicht erledigt haben… 

Weihnachtsbräuche weltweit – Unser Fazit

Liebevolle Weihnachtsbräuche

 

Ob skurril, spannend oder herzerwärmend – bei so vielen unterschiedlichen Weihnachtsbräuchen ist alles dabei. Doch egal, wo man sich nun auf dem Globus befindet, Weihnachten ist überall ein Fest der Gemeinschaft. Egal ob nun lieber mit der Familie oder romantisch mit dem Partner oder der Partnerin gefeiert wird, immer geht es darum, Freude zu teilen und besondere Momente mit den Liebsten zu erleben. Wir wünschen daher allen ein besinnliches Weihnachtsfest, ganz gleich welchen Weihnachtsbräuchen ihr den Vorzug gebt! 😊

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